POETRY OF POWER

Tanz-Musik-Performance über Machtspiele und Machtmuster

mit 2 Tänzerinnen, 1 Gitarristen, Bewegungschor, 18 Pappkameraden

16. und 17. September 2022, jeweils 20 Uhr

Kirche St. Maria, Tübinger Str. 36, Stuttgart

Eintritt frei – Spenden erwünscht

Macht- das Thema lässt uns nicht los!

2019 stellten wir den Sessel als Machtsymbol in den Mittelpunkt unserer Recherche über Machtrituale und Massenhaltungen – Mitschwimmer und Besetzer und entwickelten das Stück „The Golden Throne“. 

2022 in „Poetry of Power“ spielt der Sessel wieder eine tragende Rolle in einer assoziativen, bewegten Bilderwelt.

Dieses Mal fokussieren wir Massenphänomene, Machtspiele und Machtmuster. Zweidimensionale Pappkameraden bevölkern ausdrucksstark den Kirchenraum. Ein sechsköpfiger Bewegungschor wirkt als Verstärker.

Tanz und Bewegungsstrukturen verweben sich mit poetischen, virtuosen, fordernden Gitarrenkompositionen zu eindrucksvollen Tanz-Musik-Skulpturen. Sinnliche, emotionale, manchmal narrative Szenen entlarven Spiele der Macht.

Poetry of Power! Poesie der Macht?

Ein bisschen Macht ist doch schön – attraktiv, verführerisch, anziehend. Wie viel Macht und Kraft steckt im Frühling in der Natur, wenn das prachtvolle Wachstumskonzert der Bäume und Pflanzen einsetzt. Wer wäre da nicht fasziniert? Wer widersetzt sich der Magie des blühenden Magnolienbaums, dessen blassrosa Blüten das Wintergrau vertreiben?

Macht ist Machen – positiv, konstruktiv, wichtig, gut!

Macht liefert aber auch ein Instrumentarium Individuen zu beherrschen, unterdrücken und zu vernichten.  

Große Entscheidungen werden mit Macht durchgesetzt. Das haben wir in der Krisenzeit der nahen Vergangenheit erfahren. Aber gibt es danach einen Weg zurück in weniger machtvolles Agieren? Während die nächste große Aufgabe wartet, die neue große Entscheidungen erfordert, die wieder machtvoll reklamierend umgesetzt werden – müssen?

Wie lange hält die Balance zwischen Machthabern, Stellvertretern und der Gesellschaft?

Möge die Macht mit uns sein?!

Idee, Konzept, Regie, Produktion: [jetzky:wedlich] Antje Jetzky (Tanz, Stimme, Improvisation) Petra Stransky (Tanz, Stimme, Improvisation) Ulrich Wedlich (Komposition, Gitarre, Bühnenbild)Antje Jetzky, Petra Stransky (Konzeption Bewegungschor) Bewegungschor: Annika Burkhardt, Martin Güth, Aurelia Mertens, Karoline Opitz, Matthias Polinski, Roswitha Riehn

[jetzky:wedlich] zeigen ihre Arbeiten (Installationen, Tanz-Musik-Theater, Konzerte) regelmäßig seit 2011 in St. Maria. Von 2013 bis 2015 veranstalteten sie dort das Festival Inversion, um Publikum auf den besonderen Ort aufmerksam zu machen, der zwischen psychiatrischem Krankenhaus, Konsumtempel, Fixer- und Obdachlosenszene und Baustelle verkümmerte. Mittlerweile hat sich durch St. Maria-als, die Stadtlücken, die Entwicklung längs der Tübinger Strasse in Richtung Marienplatz, das Gerber etcpp viel getan. Der Kirchenraum hat sich geöffnet. Die Bänke sind gewichen. Neue kulturelle Akteure tauchen auf. Immer noch treffen unterschiedlichste Gruppierungen aufeinander und verhandeln ihre Rechte auf den öffentlichen Raum neu. Machtspiele werden ausgefochten, bürokratische Strukturen verhindern neue Ideen. Es ist viel in Bewegung. Auch deshalb sind [jetzky:wedlich] immer noch dort.

[jetzky:wedlich] sind Mitglied im Landesverband Freie Tanz- und Theater Baden-Württemberg e.V. und Produktionszentrum Tanz und Performance e.V.  und sind Teil der Freie Tanz- und Theaterszene Stuttgart

PERFORMANCES

The Golden Throne – Tanz – Musik – Performance –  Freitag, 19. Juli 2019 – 20 Uhr – Kirche St. Maria http://st-maria-als.de

The Golden Throne – Installationen und Performances 19. – 21. September 2019 – ab 19 Uhr – Landesmuseum Stuttgart https://www.landesmuseum-stuttgart.de/besuch/hier-geht-was/

The Golden Throne – Kurzperformances                                                                                     19. Oktober 2019 – 19 – 24 Uhr – LIFT stuttgartnacht – Kirche St. Maria https://www.stuttgartnacht.de

The Golden Throne – zu Gast bei Petra Stransky im Landesmuseum Stuttgart November 2019 https://www.landesmuseum-stuttgart.de/besuch/hier-geht-was/

MACHTRITUALE UND MASSENHALTUNGEN

„Massenhaltung“ ist ein Arbeitsbegriff, an dem sich für uns Fragen entzünden. Wie ist das Verhältnis von Unterwerfer und Unterworfenen, oder sind diese sich unterwerfende?
Werden Individuen als Masse gehalten oder folgen sie, als Ergebnis eines evolutionären Prozesses, einem Herdentrieb?
Wer trägt welche Verantwortung?
Geht es um die Attraktivität, als Einzelner, in der Macht und Größe einer Masse aufzugehen?
Oder geht es um Sicherheit, Energieeffizienz und Verantwortungslosigkeit?

Unser Ziel ist, einige der Mechanismen von „Massenhaltung“ zu verstehen, einige Machtrituale körperlich zu probieren, transparent zu machen, Aufmerksamkeit und Interesse zu wecken und aus einem künstlerischen Think Tank heraus Reflexion und neue Blickwinkel zu öffnen.

In unserer Recherche beziehen wir uns auf die Ansätze der Philosophen Elias Canetti, Hannah Arendt und Michel Foucault.

Canetti unterscheidet geschlossene und offene Massen. Baulich geschlossene Massen beispielsweise sind meist „institutionalisierte Massen“ der Kirchen. Sie besitzen Regeln und Zeremonien, welche die Masse „abfangen“. „Lieber eine sichere Kirche voll von Gläubigen als die unsichere ganze Welt.“[12] Die Institution stellt demnach eine Zähmung des Massentriebes dar.

Hannah Arendt prägte den Begriff von der „Banalität des Bösen“.
Wann greifen Vorstellungen von Moral und Ethik oder ist alles evolutionäre Mechanik?

Michel Foucault zum Begriff Macht:
„Ein Ensemble von Handlungen, die sich auf mögliches Handeln richten, und sie operiert in einem Feld von Möglichkeiten für das Verhalten handelnder Subjekte. Sie bietet Anreize, verleitet, verführt, erleichtert oder erschwert, sie erweitert Handlungsmöglichkeiten oder schränkt sie ein, sie erhöht oder senkt Wahrscheinlichkeit von Handlungen, und im Grenzfall erzwingt oder verhindert sie Handlungen, aber stets richtet sie sich auf handelnde Subjekte, insofern sie handeln oder handeln können. Sie ist auf Handeln gerichtetes Handeln.“

WORK2018

work of 2018 many thanks to the wonderful dancers Petra Stransky, Daura Hernandez Garcia, Sawako Nunatani, great musician Ulrike Stortz, supporting fotographer Berit Erlbacher and Frank Post

ABOUT US

WERK

Seit 2005 arbeiten wir – Antje Jetzky (Tanz, Choreografie, Performance) und Ulrich Wedlich (Gitarre, Komposition, Malerei) – an interdisziplinären Fragestellungen innerhalb der darstellenden Kunst. Einen Schwerpunkt der Arbeit bilden Duo-Stücke in denen wir Lebensthemen ausloten, kollektiv inszenieren und performen. Es entstanden

abendfüllende Bühnenprogramme 2005 Rite of Change / 2007 Sphären/ La Ola/ 2008 Hier meine Erde/ 2009 L‘Opéra de la Lune / 2011 Sonata 4(for)—2(two) / 2012 SUPERschwestern

performative, multimediale Arbeiten 2005 RazzFazz@vat.org / 2006 Puppenstube/ 2009 Move Design / 2011 and.I mit Einladung zum Solo-Tanz-Theater Festival Stuttgart / 2011 In Her Skin/ Chrysalis- Puppenstube / 2012 Reaktion / 2014 Her Space Room G – Einladung zum Raumstipendium JUST) die an Festivals (Klangraumfestival Stuttgart), im Theater, im öffentlichen Raum oder in Galerien zur Aufführung kamen.

Musiktheater mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen 2010 iCONS / 2012 Fassaden, 2014 Silence / 2014 Glückstreffer, 2015 Hero / 2013 – 2015 Kreativlabor mLAB (mlabblog.wordpress.com) das aus Mitteln des BMBF – Kultur macht stark – gefördert wurde.

Bei den Projekten arbeiten wir mit Künstlern anderer Genres nach einem partizipativen Ansatz (devised theatre), weil für uns Authentizität, Individualität und künstlerische Eigenständigkeit der auftretenden Künstler in der Zusammenarbeit maßgeblich ist. Seit 2010 liegt ein Schwerpunkt in der Erforschung von 3D (Raum) und 2D (Projektion)-Bewegungsbildern in performativen SituationenDazu erweiterten wir unseren Aktionsradius von definierten Theater- oder Innenräumen in den öffentlichen Raum und öffentlich genutzte Innenräume (Kirchen, Bibliotheken, Galerien etc.).

Wir fingen an die Kirche St. Maria als Aufführungsort für unsere Projekte zu erschließen. Von 2013 bis 2015 haben wir die Performancereihe INVERSION im damals scheinbar vergessenen, sakralen Raum durchgeführt, um ihn mit künstlerisch-kreativer Energie beleben. Seit 2015 kreieren wir Performances, die philosophische und gesellschaftliche Fragestellungen thematisieren.

2015 Also sprach…. : Performance-Collage inspiriert durch Nietzsches Zarathustra
2018 What’s behind…?:Recherche, Improvisationen und Performances zu Stephen Hawkings kosmologischen Denkmodellen
2019 The Golden Throne: Recherche, Performances und Installationen zu Machtritualen und Massenbewegungen, Besetzern und Mitschwimmern

Arbeitsweise/ästhetischer Ansatz

Einem neuen Projekt/Thema nähern wir uns mit Diskussionen über gegensätzliche Begrifflichkeiten, die zu unterschiedlichen Ansatzversuchen führen, z.B. Schönheit – Hässlichkeit, Gewohnheit – Fremdheit, Behaglichkeit – Unbehaglichkeit, Recht – Unrecht etc. Damit hinterfragen wir die möglichen Wirklichkeiten.

Eine Abwägung von Experiment, Improvisation, Komposition / Choreografie führt letztlich zur Form der Präsentation. Ein Blick auf harmonikale Zusammenhänge und chaotische Interferenzen ist oft ein Mittel den Prozess des Entstehens zu beobachten. Jeder beteiligte Künstler bringt sich dabei gemäß seines Könnens, seiner Erfahrung und persönlichen Anliegens ein.
Neue Realisierungsformen zu finden, ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. D.h. Themen an kunstentfernte Ort zu stellen und den Prozess des Schaffens uns Störens zu untersuchen.

Neben unseren Kernkompetenzen Tanz / Musik binden wir Malerei – Video – Installationen – Materialtheater in unsere Arbeiten ein. Am Ende steht ein gestalteter Raum da, in dem Tanz- und/oder Musik-Performances stattfinden, Objekte und Installationen präsentiert werden.